Wie sieht die Zukunft unserer Kinder aus?

In den momentan doch eher unruhigen Zeiten treibt mich immer wieder die Frage um, wie sieht die Zukunft unserer Kinder aus. Hast du dir auch schon einmal diese Frage gestellt?

 

Als Kind bin ich in der Zeit des Kalten Krieges aufgewachsen. Die unterschwellige Bedrohung hat sich in meine Gefühlswelt eingefressen. Noch heute kann ich die Gefühle meiner Kindheit beim Betrachten der Bilder und Schlagzeilen in den sozialen Netzwerken und der Presse fühlen. Da sind Angst und Ohnmacht, jetzt weniger auf mich selbst bezogen, sondern vielmehr auf meine Kinder. Wie werden sie ihre Zukunft erleben? Wird ihnen auch das Gefühl von Angst und Ohnmacht anhaften?

 

 

Der Blick zurück

Um Dinge verstehen zu können, hilft es manchmal zurück zu blicken. Also blicken wir doch einmal zurück auf die Herkunft unserer Nation. Noch nicht einmal siebzig Jahre leben Teile von uns in einem demokratischen Staat. Die Zeit davor war geprägt von hierarchischen und totalitären Systemen. Der Glaube und das Vertrauen auf eine weise Führung wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Am Ende dieser Kette stand ein Krieg, der ein ganzes Volk traumatisiert hat. Es ist bemerkenswert, wie die Entwicklung im Anschluss ihren Lauf nahm. Es sind die zuvor gelernten Tugenden, die den Wiederaufbau und den wirtschaftlichen Erfolg ermöglicht haben.

 

 

Die „German Angst“

Gerne werden wir im Ausland mit den Begriffen Fleiß, Ordnung oder Gewissenhaftigkeit beschrieben. Doch ist da auch die Rede von den Deutschen als Bedenkenträgern und von der Abneigung gegenüber Veränderungen.

 

 

Fühlst du es auch?

Da ist ein Ambivalenz, das hin- und hergerissen sein, dem Wunsch nach Aufbruch und Veränderung aber auch gleichzeitig ist da etwas Unbewusstes was dich zurückhält und bei allem Nachdenken ergibt sich kein nachvollziehbarer Grund dafür. Die gute Nachricht, es muss nichts mit dir zu tun haben. Es kann, wie wir heute wissen, eine durch den Krieg entstandene Traumatisierung der Eltern oder Großeltern sein, die unbewusst von einer Generation an die nächste Generation weitergeben wird. Dies ist das heimtückische an einer Traumatisierung, dass sie nicht an den traumatisierten Menschen gebunden ist. Jedoch wird dieses Trauma mit jeder neuen Generation schwächer und verliert seinen Einfluss. Doch noch sind sie in unserer Gesellschaft präsent, durch die gelebten Glaubenssätze, dass es einer kollektiven Unterordnung bedarf und dass persönliches funktionieren einem der höchsten gemeinschaftlichen Werte entspricht. So wird es uns auch in den Schulen vermittelt. Ein System aus dem 19. Jahrhundert mit kleineren Zugeständnissen an unsere Zeit aber der gleichen Grundausrichtung auf Unterordnung und Anpassung. Wir wissen deshalb, dass der Bürgermeister, der Pfarrer und der Doktor immer recht haben und aus der Reihe tanzen und auffallen wollen wir auch nicht. So ist es auch nur konsequent, an unseren Arbeitsplätzen, das Organigramm als ein Sicherheit gebendes Instrument anzunehmen und weder das System noch die in ihr festgeschriebenen Personen anzuzweifeln.

 

Sollten wir nicht lieber selber denken und Verantwortung übernehmen? Doch welches hierarchische System ist bereit diese scheinbare Macht abzugeben? Zu gerne wird die Hierarchie gleich gesetzt mit einem Wert. Je weiter oben im Organigramm sich jemand befindet desto mehr muss er Wert sein und desto mehr Angst, vor dem Verlust des Status scheint es zu geben. Ein Dialog auf Augenhöhe kann so nicht stattfinden.

 

 

Und jetzt?

Ich denke wir sollten einen Frieden schließen mit der traumatisierten Volksseele und uns nicht immer selbst in den Schatten unserer Vergangenheit stellen. Wir fühlen doch alle irgendwie die kollektive Angst, den Erwartungen der Geschichte und der Völkergemeinschaft nicht gerecht zu werden. Wir sind mit unserer Geschichte ständig konfrontiert, seien es die Medien, die Schule oder die eigene Familiengeschichte und das ist auch wichtig und richtig. Es geht hier nicht um das Vergessen sondern um das Annehmen und die Aussöhnung. Was wir, die am Krieg nicht teilgenommen haben, aber auch brauchen ist eine klare Abgrenzung, wir sind für das was war nicht verantwortlich. Wir übernehmen aber Verantwortung für die Zukunft, was nur funktionieren kann, wenn wir nicht ständig unter dem Generalverdacht einer latenten Anfälligkeit ständen, für eine politische Richtung zugänglicher zu sein. Es sollte für uns, wie es für alle anderen Nationen selbstverständlich ist, auch möglich sein, Stolz auf uns zu sein. Denn schauen wir zurück, sind wir das was wir sind erst seit rund siebzig Jahren, eine demokratische Republik. Vielleicht gelingt es uns, die geistigen Hierarchien abzubauen und damit einer kollektive Wahrnehmung auf Augenhöhe, mit allen unseren Bedürfnissen und Ängsten. Vielleicht wäre es dann auch nicht mehr notwendig, mit der Wahl radikaler Parteien seinem Protest ein Gesicht zu geben.

 

Ich wünsche mir eine geistige Revolution, damit wir auf Augenhöhe über unsere Zukunft sprechen und diese gemeinsam für uns und unsere Kinder gestalten können.

 

By the way, wie wollen wir zum Beispiel die Massentierhaltung reformieren, wenn wir es selbst nicht schaffen unser eigenes Hamsterrad zu verlassen.

 

Denk mal drüber nach

 

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